Nachdem ich beinah ein Jahr nichts mehr von den Kollegen aus Brasilien gehört hatte, ging ich bis Ende Oktober noch davon aus, dass das Seminar zum Thema Elektrolumeniszenzuntersuchung in Rio nicht mehr stattfinden würde. Doch dann kam alles ganz anders und plötzlich. Nach einem kurzen Kennlern-Videocall mit drei der Teilnehmern auf dem lidl-Parkplatz an der Algarve stand fest: mein Sommer wird ein weiteres Mal verlängert und ich darf nach Rio de Janeiro.
Unvorbereitet wie immer, packte ich am Abend vor Abflug noch schnell meinen Rucksack… FlipFlops, kurze Hosen, Sommerschlafsack, Luftmatratze, Hängematte… ohne Moskitoschutz – man will sich ja schließlich nicht die Sicht verdecken, Tarp – nagut, in den Tropen soll es auch mal regnen – und natürlich der Laptop, denn die Präsentation war noch weit davon entfernt, fertig zu sein.

Ankunft Abends in Rio ohne Probleme (auch die knapp bemessenen 5 Minuten Umstiegszeit am Münchener Flughafen waren machbar). Da in der Stadt geschätzt jedes dritte Auto ein uber ist, sollte auch der Weg zum Hostel kein Problem sein… Achso welches Hostel eigentlich? Mein Vertrauen in die Technik hat ein ungesundes Ausmaß angenommen, wird aber dennoch nie enttäuscht. Schnell online ein hübsches Hostel in der Innenstadt gebucht, das ‚Forest‘ im Namen und etwas grün in den Fotos hatte, die Adresse kopiert und in uber eingefügt und eine halbe Stunde später war ich auch schon da.
Rio ist keine Stadt für mich. Ich weiß nicht, was ich anderes erwartet hatte, denn schnell gewachsene Metropolen haben selten Charme. Es gibt dennoch schöne Echen. Die spürbare Gewaltbereitschaft in den Straßen und die latente Angst, ausgeraubt zu werden, konnte ich zum Glück nicht feststellen. Mir fiel jedoch eine gewisse Teilnahmelosigkeit in den Gesichtern der Menschen auf. Egal ob bei der Arbeit, auf den Straßen oder am Strand. Ausnahmen stachen schon in der Entfernung aus der Menge heraus. Weitere Ausnahmen waren ALLE während und nach den Brasilienspielen der Fußballeeltmeisterschaft.

Da ich mir anfangs die öffentlichen Verkehrsmittel noch nicht zugetraut habe, war ich hauptsächlich zufuß unterwegs. Es gibt viele steile Hügel mit schönen Aussichten zu entdecken.

Zu empfehlen ist definitiv der Fußweg zur Christusstatue. Viele Brasilianer, mit denen ich gesprochen habe, kannten nur den Weg mit der Bahn oder die Straße für Busse. Doch nicht schwer zu finden in einem botanischen Garten führt ein wenig beachteter Pfad durchs schöne Grün. Von meinem zweiten Hostel an der Copacabana waren es knapp 3 Stunden bis zur Plattform, wovon 2 nur durch den Wald bergauf gingen. Unbedingt das Wetter beachten. Merke:
Wenn du die Statue von unten nicht sehen kannst, ist es kein guter Tag, denn da kannst du von oben auch nicht runter schauen
Captain Obvious
Ich hatte jedenfalls Glück mit dem Wetter und mit dem ausbleibenden Ansturm auf das wohl bekannteste Wahrzeichen Brasiliens, da mal wieder Spieltag war.




Eine vergleichbar schöne Aussicht war auch von einem Hostel in einer der (friedlichen) Favelas zu genießen, wo ich etwas Zeit in der Hängematte hatte, um die letzten Folien zu ersellen. Da durfte es dann auch mal regnen.

Die Präsentation wurde rechtzeitiig eine Stunde vor dem Termin fertig. Das Seminar selbst hat mir viel Freude bereitet und den Teilnehmenden neben einem rauchenden Kopf auch. Nun hat das Institut neben einem Flasher zur Aufnahme von Modulkenlinien auch die Möglichkeit, den Zustand der Zellen optisch zu bewerten. Hoffen wir mal, dass das neu entdeckte Fehlerbild „Einschussloch“ eine Ausnahme bleibt.
Weiter geht es im zweiten Teil mit dem eigentlichen Abenteuer auf der Ilha Grande








