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Toskana

Dieser Trip sollte ursprünglich in die Dolomiten führen. Wegen zu viel Schnee haben wir uns kurz vor Abreise entschlossen, die geplante Wanderung 150km nach Süden zu verschieben. Und so kam es zu einer wundervollen quattro stagioni Wanderung durch die Höhen der Toskana.

Mit dabei: Paolo, der anhängliche Streuner (aufgegabelt an einem Bauernhof in Poretta Terme) und Anni, die mutige Abenteurerin (nach einem spannenden Wettlauf endlich in München am flixbus getroffen).

Der grobe Plan bestand daraus, ein paar Etappen des Fernwanderwegs E1 zu laufen, der vom Nordkapp bis zur südlichsten Spitze Italiens führt und dabei kaum ein Gebirge auslässt. Die abwechslungsreiche Landschaft mit Wasserfällen, Mischwäldern Gratwanderungen und weiten Ausblicken überzeugte uns, zwischen Emilia Romagna und Toskana zu spazieren.

I. Herbst

Die erste Wanderung zum Warmwerden. Nach einer kühlen, aber trockenen Nacht in den Hängematten sind wir erst aufgestanden, als die Sonne schön warm war. Am letzten Aussiedlerhof der Gegend begrüßte uns der weiße Goldie, den wir einfach Paolo nannten. Nun sind wir zudritt durch Kastanienwälder immer weiter bergauf gestiefelt. Die Wege lagen noch voller Maronen, was barfuß ein echtes Erlebnis ist. Meine Hornhaut war noch nicht bereit für diese dauerhaften Strapazen. Die Herbstgefühle wurden auch durch den leichten Nebel, das sehr hohe Laub und die kahlen Bäume weiter gestärkt. Der Wind war kalt und der*die Erbseneintopf*suppe zu Mittag deshalb genau die richtige Stärkung. Paolo hatte uns inzwischen mehrmals zu verstehen gegeben, dass er nicht weiter nach oben möchte. Wir verabschiedeten uns (mehrmals) aber alleine wieder runter wollte er auch nicht so recht. So war er nach spätestens 5 Minuten wieder bei uns. Ich versuchte ihm schwerenherzens klarzumachen, dass wir nicht sein Rudel sind, was er irgendwann zu akzeptieren schien. Dadurch war ich aber auch nicht mehr sein Alpha und er wurde frech.

Als wir Unterschlupf in einem Rifugio fanden, in dem bereits ein anderer Hund lebte, Ging Paolo weiter seines Weges. Das Pärchen, das das besagte Refugio betreibt, erzählte uns, ihr Hund geht auch gern mit fremden Wandern und lässt sich dann 40km weit von zu Hause wieder abholen. Die Gastgeber haben bei diesem Wetter und zu dieser Jahreszeit nicht mit Besuchern gerechnet, nahmen uns aber freudig auf. Die Nacht direkt vor dem Kamin nach einer eiskalten Dusche am großen Fenster mit Waldblick zu schlafen und morgens von einem Vogelkonzert geweckt zu werden, verfestigte meine zukünftigen Wohnpläne.

Wir hatten viel Proviant dabei, weshalb ich häufig auf eine Essenspause bestehen konnte. Einmal gab es eine Pilzsuppe mit Raviolieinlage, die wirklich sehr gut gelungen war. Aber der Appetit war auch wirklich groß. Auf dem weiteren Weg begannen die Bäume plötzlich zu tanzen und die Atmosphäre im Wald wechselte sehr häufig und extrem, sodass es einem vorkam, als wäre man durch mehrere Länder gelaufen.

II. Winter

Die kurzen Regenperioden und starken Winde, die aufkamen, als wir auf dem Kamm ohne Bäume unterwegs waren, ließ uns realisieren, dass uns eine ungemütliche Nacht bevortehen könnte, sollten wir das Rifugio nicht erreichen oder geschlossen vorfinden. Noch dazu hatte der Winter inzwischen den Herbst abgelöst und wir hatten einige Eispassagen zu überqueren. Nicht, was ich im Mai in der Toskana erwartet hätte, aber eine schöne Abwechslung.

Getreu dem neuen Motto „Alles, was gut gehen kann, wird auch gut gehen“ kamen wir vor Sonnenuntergang an einem Rifugio auf 1800m an. 2 Plätze waren noch frei, da jemand kurzfristig abgesagt hat. Wir hatten Glück, weil es am nächsten Tag schließen sollte. Noch mehr Glück hatten wir jedoch, weil sich nun die Sonne zum ersten und letzten Mal zeigen sollte. Ein atemberaubendes Lichterspiel, dass selbst der Gastgeber, der die Hütte seit 20 Jahren betreibt, so nur selten gesehen hat.

III. Frühling

Je weiter wir uns von den wolkenbehangenen Wolken entfernen, desto grüner und blumiger wird es allmählich. Es geht durch süße Dörfer in denen es scheint, als würde die Zeit stillstehen. Nicht, weil sie altmodisch oder zeitlos gestaltet waren, sondern weil die Menschen eine Momo-artige Präsenz im Jetzt ausstrahlen.

Anabelles Eltern waren nicht ganz zufällig in der Nähe, als wir im Tal ankamen. Sie nahmen uns mit in das wunderschöne Landhaus, das sie für ein paar Wochen gemietet hatten. Nachdem wir ein paar schöne Ausflüge zusammen unternommen haben, habe ich mich fast an das gemütliche Bett im stilvoll eingerichteten Dachgeschoss mit dem teilweise unverputzten Naturstein und den alten krummen Holzbalken an der Dachschräge gewöhnt. Doch eine letzte Übernachtung unterm Sternenhimmel stand noch aus.

IV. Sommer

Nicht weit vom Apartment gab es eine Ruine mit wundervoller Aussicht Auf die gesamte Umgebung. Florenz, Lucca und sogar das Meer konnte man durch die Berge erblicken. Das Wetter war schön, wir hatten mit Artischocken, grünem Spargel, Zucchiniblüten, Pesto Rosso und Parmesan eigentlich alles dabei, was ein gutes italienisches Abendessen braucht. der Berg war etwas uneben, was sich mit geschickt verteilten Steinchen und vertrocknetem Gras gut ausbessern ließ.

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